Xofluza®

Baloxavir marboxil

15.02.2021


RNA-Polymerase-Inhibitor
Baloxavir marboxil (Xofluza®) wird zur Behandlung einer unkomplizierten Influenza sowie zur Postexpositions-Prophylaxe der Erkrankung angewendet. Der Endonuklease-Inhibitor ist für den Einsatz bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren erprobt und kann die Dauer von Influenza-Symptomen um etwa einen Tag reduzieren. Die Wirkung beruht auf dem aktiven Metaboliten Baloxavir.

Baloxavir marboxil 

ATC-Code

J: Antiinfektiva zur systemischen Anwendung


J05: Antivirale Mittel zur systemischen Anwendung


J05A: Direkt wirkende antivirale Mittel


J05AX: Andere antivirale Mittel


J05AX25: Baloxavirmarboxil


Wirkungsmechanismus

Influenza-Viren dringen mithilfe des viruseigenen Proteins Hämagglutinin in die Körperzellen ein. Virale RNA gelangt in den Zellkern, wo u. a. durch das Virus-spezifische Enzym CAP-abhängige Endonuklease des viralen RNA-Polymerase-Komplexes die Transkription der viralen RNA zu mRNA stattfindet. Nach dem Verlassen des Zellkerns wird die Proteinbiosynthese für neue Viren ausgelöst, die mithilfe des viruseigenen Proteins Neuraminidase eine Zerstörung der Wirtszellenhülle bewirken, so dass sich die Viren nun im Körper ausbreiten und weitere Zellen befallen können. Die antivirale Wirkung von Baloxavir marboxil oder vielmehr seines pharmakologisch aktiven Metaboliten Baloxavir beruht auf einer Hemmung des Enzyms CAP-Endonuklease. Als Folge werden die Transkription der viralen RNA zu mRNA und deren Ausschleusung aus dem Zellkern inhibiert, sodass die virale Proteinbiosynthese und der Aufbau neuer Viren unterbleiben. Zumindest in vitro ist Baloxavir gegen Influenza-Viren aktiv, die als resistent gegen Neuraminidase-Hemmer wie Oseltamivir und Zanamivir gelten.

Pharmakokinetik

Resorption: Nach peroraler Gabe werden innerhalb von vier Stunden maximale Plasmaspiegel erreicht. Eine gleichzeitige Nahrungsaufnahme hat keinen relevanten Einfluss auf die Bioverfügbarkeit von Baloxavir marboxil.


Proteinbindung, Verteilung: Die Plasmaproteinbindung von freiem Baloxavir liegt bei 93 bis 94%, sie erfolgt hauptsächlich an Albumin. Das Verteilungsvolumen wird mit 1180 Litern angegeben.


Metabolismus: Baloxavir marboxil wird durch Hydrolyse nahezu vollständig in den aktiven Metaboliten Baloxavir umgewandelt. Dieser wird primär durch UGT1A3 mit Glucuronsäure konjugiert. In geringerem Ausmaß erfolgt die Bildung eines Sulfoxids durch CYP3A4.


Exkretion: Etwa 80% einer Dosis erscheinen in den Fäzes, hauptsächlich in Form von Baloxavir. 15% werden im Urin wiedergefunden. Die Eliminationshalbwertszeit liegt im Bereich von 80 Stunden.

Dosierung, Art und Dauer der Anwendung

Die empfohlene Dosis liegt für Personen unter 80 kg Körpergewicht bei einmalig 40 mg. Personen über 80 kg erhalten einmalig 80 mg. Zur Behandlung der Influenza sollte die perorale Einnahme so bald wie möglich innerhalb von 48 Stunden nach Einsetzen der Symptome erfolgen. Zur Postexpositions-Prophylaxe ist die Applikation baldmöglichst innerhalb von 48 Stunden nach engem Kontakt mit einer Person mit bestätigter oder vermuteter Influenza vorzunehmen. Die Anwendung kann unabhängig von den Mahlzeiten stattfinden, allerdings nicht in Kombination mit Produkten, die zwei- oder dreiwertige Kationen wie Calcium, Eisen oder Magnesium enthalten. Zur wiederholten Anwendung von Baloxavir marboxil innerhalb einer Influenzasaison liegen bislang keine Erfahrungen vor. Für ältere Personen sowie für Patienten mit Nieren- oder leichter bis mäßiger Leberinsuffizienz ist keine Dosisanpassung erforderlich. Allerdings sind Sicherheit und Wirksamkeit bei Patienten mit schwerer Leberfunktionsstörung sowie bei Kindern unter zwölf Jahren nicht erwiesen.

Kontraindikationen

Bei Überempfindlichkeit gegen Baloxavir marboxil besteht eine Kontraindikation.

Unerwünschte Wirkungen

Nach Anwendung von Baloxavir marboxil muss mit Überempfindlichkeitsreaktionen von Urtikaria bis hin zu Anaphylaxie und Angioödemen gerechnet werden.

Wechselwirkungen

Baloxavir marboxil darf nicht zusammen mit Medikamenten oder Nahrungsmitteln eingenommen werden, die mehrwertige Kationen wie Eisen, Zink, Selen, Calcium oder Magnesium enthalten. Die Resorption aus dem Gastrointestinaltrakt kann aufgrund einer Komplexbildung beeinträchtigt sein. Vorsicht ist daher insbesondere bei Laxanzien, Antazida, Nahrungsergänzungsmitteln oder Milchprodukten geboten. Interaktionsstudien mit Influenza-Impfstoffen wurden bislang nicht durchgeführt.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Die humorale Antikörperreaktion auf erworbene oder experimentell hervorgerufene Influenza-Infektionen wird durch Baloxavir marboxil nicht beeinträchtigt. Das Präparat Xofluza® enthält Lactose. Daher sollten Patienten mit hereditärer Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder Glucose-Galactose-Malabsorption dieses Arzneimittel nicht anwenden.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wegen bisher nur begrenzter Erfahrungen zum Einsatz von Baloxavir marboxil während der Schwangerschaft sollte die Anwendung der Substanz bei schwangeren Frauen zur Vorsicht unterbleiben. Tierexperimentelle Studien ergaben allerdings keine Hinweise auf direkte oder indirekte schädliche Wirkungen in Bezug auf Reproduktionstoxizität. Es ist nicht bekannt, ob Baloxavir marboxil oder sein aktiver Metabolit Baloxavir in die Muttermilch übertreten. Im Tierversuch war dies der Fall. Da ein Risiko für den Säugling derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, muss entschieden werden, ob auf das Stillen oder die Behandlung mit Baloxavir marboxil verzichtet werden soll. Gegebenenfalls kann auch eine Stillpause erwogen werden. Hierbei ist jedoch die relativ lange Eliminationshalbwertszeit von mehr als drei Tagen zu berücksichtigen.

Handelspräparat Xofluza® 

Hersteller

Roche Pharma AG, Wyhlen

Einführungsdatum

15. Februar 2021

Zusammensetzung

20 mg bzw. 40 mg Baloxavir marboxil

Sonstige Bestandteile

Lactose-Monohydrat, Croscarmellose-Natrium (E 468), Povidon (K25), mikrokristalline Cellulose (E 460), Natriumstearylfumarat, Hypromellose, Talkum (E 553b), Titandioxid (E 171)

Packungsgrößen, Preise, PZN

2 Tabletten à 20 mg, 117,25 Euro, PZN 16597589;
2 Tabletten à 40 mg, 223,45 Euro, PZN 16597595

Indikation

Behandlung einer unkomplizierten Influenza oder Postexpositions-Prophylaxe der Influenza bei Erwachsenen und Kindern ab zwölf Jahren

Dosierung

Personen mit einem Körpergewicht unter 80 kg erhalten einmalig 40 mg Baloxavir marboxil (zwei Tabletten à 20 mg), Personen ab 80 kg nehmen entsprechend 80 mg ein (zwei Tabletten à 40 mg). Die Applikation sollte baldmöglichst innerhalb von 48 Stunden nach Einsetzen der Symptome oder nach engem Kontakt mit einer Person mit bestätigter oder vermuteter Influenza erfolgen.

Kontraindikationen

Überempfindlichkeit gegen Baloxavir marboxil

Unerwünschte Wirkungen

Überempfindlichkeitsreaktionen wurden nach der Markteinführung beobachtet, darunter Berichte von anaphylaktischen Reaktionen und weniger schweren Formen von Überempfindlichkeitsreaktionen wie Urtikaria und angioneurotischen Ödemen.

Wechselwirkungen

Produkte, die mehrwertige Kationen wie Calcium, Eisen oder Magnesium enthalten, können die gastrointestinale Resorption von Baloxavir marboxil verringern. Studien zur Erfassung von Interaktionen wurden bisher nur bei Erwachsenen durchgeführt.

Warnhinweise, Vorsichtsmaßnahme

Patienten mit hereditärer Galactose-Intoleranz, völligem Lactase-Mangel oder einer Glucose-Galactose-Malabsorption sollten das Präparat Xofluza® nicht anwenden.

Literatur

[1] Fachinformation zu Xofluza®, Stand 01/2021


[2] Hayden FG, Sugaya N et al. Baloxavir marboxil for uncomplicated influenza in adults and adolescents. N Engl J Med 2018;379:913-923


[3] Ison MG, Portsmouth S et al. Early treatment with baloxavir marboxil in high-risk adolescent and adult outpatients with uncomplicated influenza (CAPSTONE-2): a randomised, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Infect Dis 2020;20(10):1204-1214


[4] Ikematsu H, Hayden FG et al. Baloxavir marboxil for prophylaxis against influenza in household contacts. N Engl J Med 2020;383(4):309-320


[5] EPAR summary for the public. Xofluza® Baloxavir marboxil. EMA/648596/2020; www.ema.europe.eu

Copyright

©2021-2022 Deutscher Apotheker Verlag, Neue Arzneimittel, Beilage der Deutschen Apotheker Zeitung

Datenstand

05/2021

Apothekerin Dr. Monika Neubeck